Halbzeit – Sportlicher Leiter Björn Schlicke mit der Hinrunden-Bilanz
Die Hinrunde ist geschafft. Für den FC Schweinfurt 05 hat die Saison auch gut gestartet, nach einem kleinen Patzer gegen Rain am Lech folgten sechs Siege in der Liga in Folge und damit die Tabellenführung. Mit einer weiteren Auswärtsniederlage in Buchbach konnten sich die Schnüdel schnell wieder fangen, holten im Anschluss zwei Siege in Folge.
Doch dann kam der Oktober und mit dem Oktober kamen auch die Niederlagen. Raus im Toto-Pokal und überholt von Mitfavorit Türkgücü München. Im Topspiel gegen die Münchener bewies der FC 05 noch einmal Stärke und ging mit einem Remis und einem Punkt aus der Partie – und als moralischer Sieger vom Platz Darauf konnte das Team um Cheftrainer Timo Wenzel aber nicht aufbauen – in Eichstätt gab es den nächsten Dämpfer – die Niederlage in der Nachspielzeit. Das Fazit für den FC 05 lautet somit nach der Hinrunde: Platz 3 in der Tabelle, sechs Punkte hinter Türkgücü München und punktgleich mit dem Tabellenzweiten, der Spielvereinigung Oberfranken Bayreuth.
Für das erste Spiel der Rückrunde steht nicht nur ein Unterfrankenderby an, sondern auch ein Topspiel zwischen Platz drei und vier. Eine weitere schwere Aufgabe, die dem FC 05 bevorsteht. Der Sportliche Leiter des FC 05, Björn Schlicke, zieht nach 17. Spieltagen eine Bilanz der Hinrunde:
Herr Schlicke, es hat gut angefangen und weniger gut aufgehört. Wie lässt sich die Hinrunde für den FC 05 in drei Worten beschreiben?
„Euphorisch, spielfreudig, sorglos. Beschreiben würde ich es so, dass die Euphorie sehr groß war vor Beginn der Saison. Durch den direkten Aufstiegsplatz sind wir in eine Rolle gehoben worden, der wir anfangs gerecht wurden. Wir haben zeitweise einen richtig erfrischenden Offensivfußball gespielt. Sorglos aber auch, da wir ein wenig außer Acht gelassen haben, dass es in der Liga kein Selbstläufer wird, oben zu stehen. Vor allem in den letzten Spielen wurden wir dem, was wir zu Beginn der Saison gezeigt haben, nicht mehr gerecht“.
Wenn Sie an die Vorbereitung und das Trainingslager zurückblicken, mit welchem Gefühl ist der FC in die Saison gestartet?
„Ich war schon gespannt, wie sich so eine neu formierte Mannschaft mit zahlreichen Neuzugängen schnellstmöglich findet. Wir mussten uns natürlich auch die Frage stellen, ob wir die richtigen Charaktere und Schlüsselspieler zur neuen Saison geholt haben. Das hat sich aber relativ schnell raus kristallisiert, dass es sich innerhalb der Mannschaft besser entwickelt, als erwartet und wir dadurch in der Liga schnell Fuß gefasst haben. Natürlich hat man sich auch darüber Gedanken gemacht, wer in der Liga vorne mitmischt und das hat sich auch bewahrheitet, mit Türkgücü München, der Spielvereinigung Bayreuth und uns“.
Mit sechs Siegen in Folge konnte sich der FC in der Liga über Wochen an der Tabellenspitze halten, haben Sie damit gerechnet, obwohl der FC zu Beginn der Saison zahlreiche Neuzugänge verpflichtet hat?
„Wenn man die Pokalspiele noch dazu rechnet, waren es sogar neun Siege in Folge. Es war für uns natürlich schön, dass wir diese Serie starten konnten. Natürlich war bei einigen Spielen auch ein wenig Glück dabei, aber wir haben da super gearbeitet und uns das hart erkämpft. Dadurch konnten wir uns eine lange Zeit oben in der Tabelle halten. Das war aber, wie es im Fußball so oft ist, eine Momentaufnahme, die sich schnell ändern kann. Ich denke aber, abgerechnet wird im Besten Fall nach dem 34. Spieltag“.
Nach dem Höhenflug folgte dann der Einbruch im Oktober. Das Aus im Toto-Pokal und nur ein Punkt in vier Ligaspielen, wie erklären Sie sich diese Situation?
„Wenn man für solche Situationen ein Handbuch hätte, dann würde das jeder in einer verantwortungsvollen Position, wie in meinem Fall zum Rat nehmen und dann auf Seite 26 schauen, was in dem Fall zu machen ist. Im Fußball ist es aber so, dass es sowohl in positiven aber auch negativen Situationen manchmal unerklärlich ist, was passiert. Fakt ist, dass wir in diesem Monat kein Spiel hatten, bei dem wir über 90 Minuten unsere Leistung abgerufen haben. Das müssen wir uns als Mannschaft ankreiden. Bei den Niederlagen war es phasenweise zu sehen, was für ein Potenzial in der Mannschaft steckt, aber nur über einen bestimmten Zeitraum. Man muss aber auch festhalten, dass jetzt im Oktober diese Kaliber kamen, die sich oben in der Tabelle halten, die einen guten Lauf hatten. Für uns war diese Phase denke ich eine Reaktion auf mangelnder Konstanz“.
Als Profifußballer der Bundesliga haben Sie selbst einiges erlebt, haben Erfolge gefeiert aber auch Misserfolge gehörten dazu. Wie geht man als Spieler damit um und wie kann man nach einer Serie von Niederlagen mental stark bleiben?
„Man lernt im Nachhinein mehr aus Misserfolgen, als aus Erfolgen. Bei Erfolg wird man von der Mannschaft getragen und selbst wenn man nicht so gut drauf ist, wird man einfach mitgezogen. Bei Misserfolg kristallisiert sich dann heraus, wer Führungsspieler ist und Mitspieler mitreißen kann. Jemand, der sich in den Hintergrund stellt und nur das Team nach vorne bringen will. Ich denke, dass man aber viel mehr Erfahrung und Weisheiten bei Misserfolgen erhält aber da braucht man für sich selbst auch die Stärke, um da wieder raus zu kommen“.
Aus Sicht des Sportlichen Leiters, wie versuchen Sie die Mannschaft nach dieser Serie wieder aufzubauen?
„Ich glaube in der jetzigen Situation bedarf es meiner Person nicht als aufmunterndes oder aufbauendes Organ. Ich glaube das braucht es eher in Tabellenregionen, wo es um den Abstieg geht. Wir haben aus meiner Sicht einen positiven Druck. Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, oben mitzumischen, von daher muss sich jeder wieder selbst besinnen, warum er diesen Schritt gewählt hat, zum FC Schweinfurt zu kommen und diese Ziele ausgesprochen hat, die wir als Verein verfolgen. Das muss sich jeder wieder ins Bewusstsein rufen und nach der Schwächephase wieder die Stärke finden“.
Wie sieht die Arbeit auf dem Trainingsplatz nach einem verlorenen Spiel aus, vor allem im Hinblick auf die aktuelle Tabellensituation?
„Die Arbeit auf dem Trainingsplatz ändert sich eigentlich gar nicht. Wir analysieren das letzte Spiel, wir sprechen Fehler an. In diesem Fall dann auch härter, was nicht immer angenehm ist, aber auch daraus lernt man als Fußballer. Aber egal ob nach Sieg oder Niederlage müssen positive und negative Dinge aus einem Spiel angesprochen werden und dann geht’s schon wieder darum, nach vorne zu blicken. Das Schöne am Fußball ist, dass man dann sehr schnell wieder positive Gedanken fassen kann als Mannschaft und sich auf das nächste Spiel konzentriert und darauf hart hin arbeitet. Mit einem Sieg kann man das Schlechte wieder vergessen machen“.
(Zusammenhalt zeichnet den FC 05 in dieser Saison aus)
Als Aufstiegsfavorit hat der FC zu Beginn der Saison natürlich eine Rolle in der Liga angenommen, für die Mitstreiter der Gejagte zu sein. Was müssen Sie ihrer Mannschaft Woche für Woche deutlich machen, um gut dagegen halten zu können?
„Ich würde nicht sagen, dass wir als Aufstiegsfavorit in die Saison gegangen sind. Es ist aus meiner Sicht ein Kreis aus Mannschaften gewesen, der sich schon vor der Saison gebildet hat, durch die Kaderplanung und den Aussagen der Führungspositionen. Wir sind uns der Rolle bewusst, dass wir von 14 Mannschaften der Gejagte sind. Das haben wir bis zum 14. Spieltag auch so erlebt. Wir haben diese Rolle jetzt abgegeben, jetzt müssen wir aufholen und schauen, dass wir oben dran bleiben. In so einer Saison ändern sich die Vorzeichen ständig, egal ob unten in der Tabelle oder oben. Jetzt gilt es für uns erst einmal, einer der Jäger zu sein“.
Für die Schnüdel-Fans ist der Traum vom Aufstieg ein sehr großer, auch die Erwartungen sind dementsprechend hoch, wie wichtig ist das Umfeld für die Mannschaft auch nach einer Niederlage?
„Bei den Fans ist die Euphorie vor der Saison verständlicherweise sehr groß gewesen. Wir sind einer der wenigen Vereine, die eine Profi-Vergangenheit haben. Natürlich fiebert man so einem Ziel dann auch wieder entgegen. Aber es ist kein Selbstläufer. So ein Aufstieg oder eine Meisterschaft kann man sich im Kopf schön ausmalen, aber dahinter steckt Arbeit, viel Herzblut und viel äußerst viel Glück. Man hat immer mit Verletzungen oder Formkrisen zu kämpfen. Wenn alles zusammen passt und man dann noch Glück hat, ist so ein Ziel deutlich einfacher zu erreichen. Da reicht es nicht, wenn man eine gute Mannschaft hat und dann sagt, es läuft von selbst. Die Spieler sind Menschen, die wie jeder andere auch Schwankungen unterliegen. Von daher ist so etwas nicht planbar. Mich würde es aber natürlich freuen, wenn die Schnüdel-Fans am Ende was zu jubeln hätten“.
Mit sechs Punkten Vorsprung konnte sich Türkgücü München die Tabellenführung weiter ausbauen, wie viel Punkterückstand darf der FC 05 aus ihrer Sicht bis zur Winterpause zum Mitstreiter haben?
„Es sollte kein zu großer Abstand werden. Das Gesetz der Saison ist sonst irgendwann so, dass die Spiele ausgehen und es dann schwierig wird, die Punkte aufzuholen. Von daher sollten wir zusehen, dass wir den Anschluss halten. Im besten Fall den Abstand möglichst schnell verkürzt. Aber es gibt keine Vorgabe, wie viele Punkte es bis zur Winterpause sein dürfen. Im Fußball weiß man nie, was passiert. So eine Saison ist sehr lang, auch wenn nach der Winterpause nur noch zwölf Spiele zu spielen sind. Da sind auch noch eine Menge Punkte zu holen“.
Am Wochenende steht das erste Rückrundenspiel gegen den TSV Aubstadt an, im ersten Spiel der Hinrunde konnte sich der FC 05 mit 2:1 durchsetzen, Aubstadt hat in den vergangenen Wochen jedoch eine Siegesserie starten können. Was muss von Ihrer Mannschaft auf dem Platz umgesetzt werden, um die Herbstkrise am Samstag zu beenden?
„Es ist an uns nicht vorbeigegangen, dass Aubstadt eine grandiose Hinrunde gespielt hat als Aufsteiger. Wenn man sieht, dass zwei Aufsteiger unter den Top vier sind, ist das schon beachtlich. Wenn man die Spiele von Aubstadt verfolgt hat, weiß man, dass da viel über Einsatz und Mentalität gesteuert ist. Wir sind gewarnt und müssen für uns die Einstellung an den Tag legen, dass wir Mentalität, Wille und Leidenschaft zeigen. In 90 Prozent der Ligaspiele ist es so, dass sich die Partien erst über Zweikämpfe und Willensstärke definieren und dann letztendlich über individuelle Klasse entscheiden. Der unbedingt Wille gewinnen zu wollen, ist am Samstag wieder enorm wichtig und steht für uns definitiv auf dem Tagesplan“.